El Chalten

11 01 2013

Nachdem wir uns in El Calafate bereits ein Zelt gekauft hatten ging es am Tag darauf in das 3-Stunden-entfernte El Chalten. Ein Ort das nur wegen des nahegelegen Nationalparks Los Glaciares und dem berühmten Berg Fitz Roy errichtet wurde – denn ansonsten gibst dort nichts zu sehen. Wir wollten aber auch „nur“ zum Berg und etwas wandern.

Am Tag bevor wir nach El Chalten gefahren sind hat mir eine Argentinierin, die ich beim Kochen kennengelernt hatte, erzählt das 2 Tage später das Wetter in El Chalten sehr gut sein soll. Also war unser Plan direkt nach Ankunft in El Chalten loszuwandern um den Zeltplatz zu erreichen von dem es nur noch 90 Minuten bis zum höchsten und besten Aussichtspunkt für den Fitz Roy sind.

Wir also angekommen, nen Platz für unsere großen Rucksäcke gesucht, Proviant gekauft und Olly musste noch einen Schlafsack ausleihen – ich hatte ja bereits ein Inlet und dachte das würde reichen: Falsch gedacht….aber dazu später mehr.

Wir also erstmal 3 Stunden gewandert, durch Täler und über Hügel und das Gebirge rund um den Fitz Roy konnte man schon erahnen – sehen konnte man ihn nicht was auch nur selten von dort aus der Fall ist weil die Wolken einfach nicht weiterziehen wollen. Am Zeltplatz angekommen schnell die Zelte aufgebaut, eine Kleinigkeit gegessen und dann schlafen gelegt weil es am nächsten morgen um 4 Uhr losgehen sollte – schließlich wollten wir pünktlich zum Sonnenaufgang am Aussichtspunkt sein (ca. 3.200 m – Fitz Roy etwas über 3.400 m).

Ja – und jetzt kommt mein Inlet ins Spiel. Mir wurde gesagt das dies ausreichen würde bis zu Temperaturen von 10 Grad – aber selbst das halte ich mittlerweile für gelogen weil ich es nur für Temperaturen ab 20 Grad empfehlen würde. Naja – die Nacht wurde es schewinekalt (-5 Grad) und ich habe gefroren wie ein Schneider. Ich konnte keine einzige Sekunde schlafen und hab einfach nur gezittert um nicht zu erfrieren……ich habe mich noch nie so sehr gefreut um 4 Uhr morgens aufzustehen um 90 Minuten bergauf zu wandern. Um 4 Uhr war es dann endlich so weit und ich wurde erlöst durch das Klingeln des Weckers. Schnell angezogen und los ging es…….90 Minuten nur bergauf, einige Höhenmeter mussten schließlich zurückgelegt werden. Die Luft wurde dünner, mehrere Pausen wurden benötigt, mein Knie und auch mein Rücken taten weh….ich war hundemüde 🙁 Aber dann – nach etwa 80 Minuten konnten wir das erste mal Fitz Roy sehen – Gänsehaut! Die ganze Quälerei hatte sich gelohnt: Wie ein König trohnt dieser Berg über alles um sich herum. Einige Minuten später waren wir oben angekommen und konnten sehen wie sich der Berg und die wenigen Wolken die ihn umgaben farblich nach und nach veränderten: Aus weiß-grau wurde ein gelbton und schließlich eine Art violett – wir alle 3 (Olly aus Australien, Dave aus den U.S.A. und ich) waren sprachlos. Ganze 2 ½ Stunden haben wir dort oben verbracht und waren einfach nur überwältigt von dieser Schönheit.

Gegen 8 Uhr sind wir dann runtergestiegen und es fing heftig an zu winden – mehrere Leute sind uns entgegekommen und wir haben uns alle gefragt warum die erst jetzt hochkletterten nachdem das Farbspiel bereits vorbei war. Zu Sonnenaufgang waren es insgesamt nur 6 Leute an der Spitze – uns mit eingerechnet. An unserem Zeltplatz angekommen musste erstmal geschlafen werden – ich hab geschlummert wie ein Baby 🙂 Nach etwa 5 Stunden Schlaf ging es mir besser und wir haben unsere Sachen zusammengepackt und sind 3 Stunden zurück in die „Stadt“ gewandert. Dort haben wir dann für eine Nacht ein Hostel bezogen – abends ging es dann in eine Bar in der wir uns mit Colin und Pamela getroffen haben mit denen wir schon in der Antarktis waren.

Am Tag danach ist Dave bereits zurück nach Puerto Natales gefahren um seine Harley abzuholen die dort zur Reparatur war – Olly und ich sind also alleine an die andere Seite von Fitz Roy gewandert um dort zu zelten. Die Wanderung war sehr angenehm was meinem Knie zu Gute kam – wir waren bereits um 16 Uhr am Zeltplatz und da wir nicht wussten was wir machen sollten haben wir geschlafen 😉 Um 19 Uhr gabs Abendessen und danach wurde wieder geschlafen – da ich diesmal schlauer war hatte ich mir einen Schlafsack und eine Isomatte ausgeliehen: Ich habe geschlafen wie ein König 🙂 Das ganze hat sich im Vergleich zur letzten Nacht im Zelt wie ein 5-Sterne-Hotel angefühlt 🙂

Wieder morgens um 5 Uhr sind wir aufgestanden um den Sonnenaufgang anzusehen – diesmal jedoch mit weniger Glück da Fitz Roy komplett in Wolken und Nebel war. Also wieder schlafen gelegt, gegen 10 Uhr gefrühstückt und dann gemütlich 2 ½ Stunden zurückgewandert. Den Nachmittag haben wir dann im Hostel mit Kochen verbracht (Pasta-Party 🙂 ), haben gelesen und einfach mal den lieben Gott nen guten Mann sein lassen 😉

Am nächsten Morgen ging es früh mit dem Bus über El Calafate nach Puerto Natales von wo aus wir dann 5 Tage im NP Torres del Paine wandern wollen.

El Chalten war einfach nur wunderschön – Fitz Roy war königlich: Wie aus dem Nichts ragt dieser Berg 3.400 Meter in die Höhe und wir hatten das Glück ihn in wunderbaren Farben sehen zu können. Patagonien an sich ist sehr schön, weite Landschaften, Berge, Flüsse, Täler und riesige Weiten mit kaum einer Menschenseele. Das ganze hat mir noch mehr Lust auf Torres del Paine gemacht als ich eh schon hatte 🙂 Also allesamt Daumen drücken das mein Knie das ganze mitmacht 😉